
Blick über die Innenstadt von Witten vom Rathausturm aus Richtung Helenenturm und „Wasserschloss“ (@ Stadt Witten)
Vortrag: 8. Mai 2025
Dr. Ralf Blank / Andreas Korthals M.A. (Hagen)
„Vor 80 Jahren – Kriegsende in Witten“
Märkisches Museum, 19 Uhr
Eintritt frei
Am Ende der Zeit des Nationalsozialismus stand 1944/45 ein Kriegsende, das sowohl Befreiung bedeutete als auch mit dem Empfinden einer Katastrophe einherging.
Am 12. Dezember 1944 wurde Witten erstmals Ziel eines großangelegten Luftangriffs: Über 140 britische Bomber flogen die Innenstadt an und verursachten erhebliche Schäden. Mehr als 300 Menschen kamen ums Leben.
In den frühen Morgenstunden des 19. März 1945 folgte ein weiterer, noch schwererer Angriff mit über 300 Maschinen. Die Innenstadt wurde zu großen Teilen zerstört, mindestens 116 Menschen starben, Tausende wurden obdachlos. Diese beiden Angriffe markieren schwerwiegende Ereignisse in der Stadtgeschichte und stehen exemplarisch für die letzten Kriegsmonate an Rhein und Ruhr.
Im Zentrum des Vortrags steht die Rolle Wittens in den alliierten Luftkriegsplanungen seit 1940. Obwohl die Stadt zunächst als zu klein für großflächige Bombardierungen galt und in den britischen Zielsystemen keine hervorgehobene Stellung einnahm, änderte sich dies mit dem zunehmenden Fokus auf wirtschaftlich bedeutsame Standorte.
Metallverarbeitende Betriebe wie das Annener Gußstahlwerk, die Mannesmann Röhrenwerke oder Lohmann & Stolterfoht rückten ab 1944 ins Blickfeld der alliierten Aufklärung.
Der Vortrag rekonstruiert anhand alliierter Originalquellen die Einschätzungen zur Stadt Witten, beleuchtet die örtliche Luftschutzorganisation und geht der Frage nach, welche Bedeutung die Stadt tatsächlich im Kontext der Rüstungswirtschaft hatte. Damit leistet die Präsentation einen wichtigen Beitrag zur regionalgeschichtlichen Einordnung des Luftkriegs im Ruhrgebiet.
Da Herr Blank nicht persönlich anwesend sein kann, wird er mit einem Livestream im Märkischen Museum zugeschaltet. Es besteht die Möglichkeit, diesen Vortrag im Märkischen Museum oder bequem von zu Hause am Rechner zu verfolgen. Klicken Sie einfach am 8. Mai ab 18:50 Uhr hier:
Link zum Livestream

Grabung am Kaisberg in Hagen mit freigelegtem oberflächennahen Flöz
Vortrag: 3. April 2025
Dr. Till Kasielke (Bochum)
„Pingen – Fenster zum frühen Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet“
Märkisches Museum, 19 Uhr
Eintritt frei
Im südlichen Ruhrgebiet wurde über Jahrhunderte Steinkohlenbergbau betrieben. Die historischen, schriftlichen Quellen geben uns allerdings nur ein unvollständiges Bild des breiten Spektrums vergangener Bergbautätigkeit. Selbst die Forschung zum Bergbau des 19. und 20. Jahrhunderts ist lückenhaft in ihrer bevorzugten Betrachtung von Bergbauunternehmen, ihrer Technik und wirtschaftlichen Bedingungen.
So finden sich in den Waldgebieten südlich der Ruhr noch tausende Löcher an der Erdoberfläche, die durch oberflächennahen Abbau von Steinkohle entstanden sind und wenig betrachtet werden. Diese sogenannten Pingen und die sie begleitenden kleinen Halden sind wertvolle Zeugen der lokalen Bergbaugeschichte.
Wie entstanden diese Hohlformen? Was verraten sie über die angewandte Bergbautechnik und die bergbauliche Entwicklung eines Gebietes?
Der Vortrag geht diesen Fragen nach und zeigt auf, wie die nähere Betrachtung von Pingen dabei helfen kann, das Bild der Bergbaugeschichte im Ruhrrevier zu vervollständigen. Zudem wird über die Grabung am Kaisberg in Hagen berichtet, wo 2024 zum ersten Mal ein Pingenfeld des Steinkohlenbergbaus systematisch archäologisch untersucht wurde.
Der Geograf, Dr. Till Kasielke, der sich im GeoPark Ruhrgebiet e. V. den Zusammenhängen von Geologie, Rohstoffnutzung und Landschaftsformung widmet und sie gerne einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht, wird anschaulich aus seinen Forschungen berichten.

1911 konnte das Märkische Museum eröffnet werden. Private Sponsoren und der Verein für Orts- und Heimatkunde machten dies möglich.
Vortrag: 6. März 2025
Prof. Dr. Hiram Kümper (Mannheim)
„Kultur als kommunale Aufgabe an Ruhr und Lenne im 19. und frühen 20. Jahrhundert“
Märkisches Museum, 19 Uhr
Eintritt frei
Heute gehört der Kulturbereich zu den selbstverständlichen Erwartungen kommunaler Daseinsfürsorge - manchmal vielleicht sogar zu den zu selbstverständlichen. Denn immer wieder wird dieser Aufgabenbereich gegen andere ausgespielt, vor allem, wenn es ans Bezahlen geht.
Umso wichtiger war und ist bürgerschaftliches Engagement in Vereinen, Initiativen und durch Einzelne. Sie stehen oft am Anfang der Kulturpflege in Theatern, Museen, Konzerthäusern und anderen Institutionen. Im südlichen Westfalen, wo es an großen Residenzen und ausgeprägter Hofkultur fehlte, wo auch die Urbanisierung erst spät, aber dafür umso gründlicher einsetze, ist das Bürgertum, sind also Private von Anfang der wesentliche Treiber des städtischen Kulturlebens gewesen und es lange Zeit auch geblieben.
Wie - und auch unter welchen Konflikten - die Kommunen ihrerseits Kultur als öffentliche Aufgabe entdeckten, zeichnet Hiram Kümper an zahlreichen Beispielen aus den großen und kleinen Städten längs von Ruhr und Lenne nach.
Das gibt Anlass, über eigene und öffentliche Verantwortung für einen wichtigen Teil unseres gesellschaftlichen Lebens nachzudenken.